Um den Blick auf die Zukunft in unserer PG und im Pastoraen Raum Aschaffenburg drehte sich am Sonntag, 18. August, in den Gottesdiensten in St. Pius und Herz Jesu die Ansprache unseres Pfarrers Robert Sauer. Hier seine Worte.
Liebe Schwestern und Brüder,
an dieser Stelle möchte ich heute nicht die zu erwartende Predigt halten, sondern auf pastorale Entwicklungen in unserem Bistum Würzburg, in unserem Pastoralen Raum Aschaffenburg und in unserer Untergliederung der PG „Zum Guten Hirten“ hinweisen.
Ich habe in der Vergangenheit schon des öfteren darüber gesprochen, Zusammenhänge erklärt, aber ich mache in Gesprächen immer wieder die Erfahrung, dass Vieles noch nicht angekommen bzw. verstanden worden ist. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass in unserer Kirche alle kirchlichen Berufe, Priester- und Ordensberufe, Diakone, Gemeindereferentinnen und -referenten, Pastoralreferentinnen und -referenten stark rückläufig sind. In unserem Bistum und darüber hinaus müssen Ordensgemeinschaften immer häufiger Niederlassungen aufgrund von einem Ordensnachwuchsmangel aufgeben, wie z.B. das Käppele in Würzburg oder jüngst im Dekanat Miltenberg der Engelberg. Weitere werden folgen. Da müssen die Verantwortlichen im Bistum viel Kraft aufwenden, um evtl. Nachfolgegemeinschaften zu finden, in der Regel aus dem Ausland.
Ebenso ist es kein Geheimnis, dass die Priesterzahlen deutschlandweit stark sinken. Wir hatten in diesem Jahr im Bistum Würzburg und in Bamberg und in weiteren bayerischen Bistümern keine Priesterweihe. Im kommenden Jahr werden wir in Würzburg eine Priesterweihe haben. Die „Nullrunden“ werden sich in den kommenden Jahren häufen. Und wie schon gesagt, auch in den anderen kirchlichen Berufen sind die Zahlen eingebrochen. Wir wissen ja, wer in Ausbildung ist.
Die meisten aktiven Priester am Untermain sind vom Alter her um die 60 Jahre. Und diese gehen, wenn sie denn gesund bleiben, in zehn Jahren, mit 70 in den wohlverdienten Ruhestand. Meine Priestergeneration hatte schon ein Leben lang eine viel größere Arbeitsbelastung als die älteren Mitbrüder, die Jahrzehnte nur eine Gemeinde zu betreuen hatten.
In den letzten Jahren haben wir in unserem Bistum die sogenannten „Pastoralen Räume“ gegründet. Auch diese neuen Raum-Strukturen hängen natürlich mit einem Personalmangel zusammen. In unserem Bistum gibt es jetzt 43 Pastorale Räume. So wie unser Pastoraler Raum Aschaffenburg, zu dem wir als Pfarreiengemeinschaft „Zum Guten Hirten“ gehören. In ca. 15 - 20 Jahren wird es, wenn die Personalentwicklung sich so fortsetzt, in jedem Pastoralen Raum 1 - 2 Priester geben. Auch in Aschaffenburg 1 - 2 Priester mit wenig hauptamtlicher Unterstützung. Das wird wohl der Realität entsprechen.
Die Älteren unter uns können sich noch erinnern, dass vor Jahren in Aschaffenburg jede Pfarrei einen eigenen Pfarrer hatte. Herz Jesu ein Pfarrer, St. Pius ein Pfarrer, Jahre - jahrzehntelang. Dann kam es zu Pfarreiengemeinschaften, wie unsere Pfarreiengemeinschaft „Zum Guten Hirten“, wo ein Pfarrer zwei Gemeinden seelsorglich zu betreuen hatte. Immer mit Unterstützung Hauptamtlicher.
Wie sieht unsere Situation in unserer Pfarreiengemeinschaft heute aus? Seit März 2022 bin ich mit einer halben Stelle, also 50 Prozent, Pfarrer in der PG „Zum Guten Hirten“. Mit der anderen halben Stelle bin ich Ordinariatsrat des Bistums Würzburg und Priesterreferent für die Priester in den Untermaindekanaten Aschaffenburg und Miltenberg, die Fläche entspricht den Landkreisen.
„Ordinariatsrat“ zu sein bedeutet, ich gehöre zum Beratungsgremium des Bischofs, zum „Allgemeinen Geistlichen Rat“. Dieses Gremium tagt unregelmäßig an Dienstagen in Würzburg.
Als Ordinariatsrat habe ich den Bischof zu vertreten bei Jubiläen in den Gemeinden, Priesterbeerdigungen, Kirchenprofanierungen, wenn Kirchen geschlossen werden und so weiter. Das heißt, ich habe immer wieder Verpflichtungen im Bistum, Termine in Würzburg.
Dann bin ich auch Priesterreferent, das heißt, ich führe mit allen Priestern Mitarbeiterjahresgespräche, Krisengespräche im Pastoralen Team, Verabschiedungen in den Ruhestand, Dienstantrittsgespräche usw. gehören ebenso dazu.
So sehen meine beiden „halben Stellen“ aus.
In den zurückliegenden zwei Jahren hatten wir zwei Priester, Pfarrer und Kaplan, in unserer Pfarreiengemeinschaft. Das wird nicht mehr der Fall sein, auch wenn wir ab Herbst durch einen hauptamtlichen Diakon eine neue, sehr gute Unterstützung bekommen. Diese neue Stelle war keine Selbstverständlichkeit, dafür habe ich sehr kämpfen müssen, und war nur aufgrund meiner Doppelbelastung möglich.
Ich erkläre das deshalb alles so ausführlich, weil in unserer PG immer wieder auch „auf höchstem Niveau“ gejammert wird. Nehmen Sie sich einmal den „Einblick“ her, unsere Gottesdienstordnung, wieviele Gottesdienste als Eucharistiefeiern in der zurückliegenden Woche angeboten wurden. Unser Bistum ist ein sehr ländliches Bistum, mit viel ländlich geprägten Flächen. Da ist es schon längst keine Selbstverständlichkeit mehr, dass z. B. am Heiligen Abend vor Ort eine Eucharistiefeier angeboten werden kann. Da haben wir in der Stadt noch ein „Luxusproblem“.
Liebe Schwestern und Brüder,
wie werden wir jetzt als PG in die Zukunft gehen. Ab 1. September wird es zu kleinen Änderungen kommen. Die Eucharistiefeiern werde ich, wie gewohnt, selbst übernehmen.
Die Werktagsmesse am Dienstag um 18.30 Uhr in St. Pius muss auf den Mittwochabend verlegt werden, da ich, wie erwähnt, am Dienstag oft in Würzburg gebunden bin. Die Seniorengottesdienste am Dienstag müssen mit meinem Terminkalender abgestimmt werden. Will man ausschließlich am 2. Dienstag im Monat festhalten, werden neben Eucharistiefeiern auch Wort-Gottes-Feiern angeboten. Wenn ich in Zukunft nicht in der Pfarrei sein kann, Urlaubstage, Verpflichtungen im Bistum, dann werden grundsätzlich Wort-Gottes-Feiern angeboten.
Ich weiß, dass ich diesbezüglich sehr gute Hauptamtliche und Ehrenamtliche habe, die dafür ausgebildet sind.
Mit dieser Entscheidung hat dann unsere PG im Pastoralen Raum eine gewisse Selbstständigkeit, die viele Jahre tragen wird. Wer sich mit einer Wort-Gottes-Feier mit Kommunionspendung am Sonntag nicht anfreunden kann, hat im Stadtgebiet viele Ausweichmöglichkeiten. Es gehört aber auch zu einem „realen“ und „gesunden“ Blick in die Zukunft dazu, Wort-Gottes-Feiern und die Arbeit unserer Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen wertzuschätzen.
Ich bin sehr dankbar, liebe Schwestern und Brüder, dass wir in unserer PG sehr gute Hauptamtliche und viele engagierte Ehrenamtliche haben. Mit diesen Menschen können wir wirklich froh, zufrieden und zuversichtlich in die Zukunft gehen, und den lieben Gott, seine Hilfe und Zuwendung, gibt es auch noch.
Ich danke Ihnen. Foto: sweetlouise_pixabay_pfarrbriefservice.de