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(aus dem Main-Echo vom 7. Januar 2020)

Wie oft sie wohl ihr Lied von den „heil'gen drei König' mit ihrigem Stern“ an diesem Tag gesungen haben? Die 40 Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen aus der Pfarrei St. Pius haben nicht mitgezählt. Als Sternsinger waren sie gestern in den Straßen zwischen Bismarckallee und dem Rosensee-Gebiet unterwegs.

Rückblick: Vergangenen Freitagnachmittag im Pfarrsaal von St. Pius am Hönleinweg. Auf Kleiderständern hängen die bunten Gewänder aus Samt und glänzenden Stoffen, die orientalischen Kopfbedeckungen, die goldenen Kronen. Sabine Lasar und Eva Maria Weis haben alles aufgeboten, was im Kostümfundus der Pfarrei war. „Es ist toll, dass wir dieses Jahr zehn Gruppen losschicken können!“ freut sich Sabine Lasar, die seit gut zehn Jahren federführend die Sternsingeraktion in St. Pius organisiert. Zu Dreiviertel sind die Teilnehmer Ministrantinnen und Ministranten, dazu auch deren jüngere Geschwister sowie Firmlinge und Kommunionkinder. „Es ist wichtig, jeden Einzelnen persönlich anzusprechen, dann ist die Bereitschaft groß, mitzumachen“, weiß Reinhold Deboy, hauptberuflicher Diakon in der Pfarreiengemeinschaft Zum guten Hirten, zu der St. Pius gehört. Der 61-Jährige zeigt an diesem Nachmittag auch einen Film über den Libanon, die Gegend, in die der Großteil der diesjährigen Spenden fließen wird (siehe Stichwort). Doch zuvor suchen sich die Kinder und Jugendlichen ihre Kleidung aus. Zu viert werden sie am Dreikönigstag unterwegs sein, drei Sternsinger und ein älterer Gruppenverantwortlicher. Die Straßen, in denen sie an den Haustüren klingeln, sind in einem Plan markiert. Etwa sieben Stunden werden die jungen Leute auf den Beinen sein. Ein Arbeitstag. Andreas Boecker, Jens Heller und Thomas Klinner sind die ältesten Begleiter. Seit ihrer Kindheit versehen sie den Ministrantendienst in St. Pius, auch jetzt noch aushilfsweise. Sie blicken auf zahlreiche Einsätze am Dreikönigstag zurück. „Das ist für uns eine liebgewonnene Tradition, die wir aufrechterhalten und an die Jüngeren weitergeben wollen“, begründen die Männer ihre Teilnahme. In den letzten Jahren, so sagt Software-Entwickler Klinner (41), hätten sie Glück mit dem Wetter gehabt. „Aber einmal war es so kalt, dass ich die Kreide nicht mehr halten konnte“, erinnert er sich. Gemeinsam mit dem Sozialpädagogen Jens Heller (42) und Schüler Sascha Hauner ist Klinner bereits am Sonntag vier Stunden lang auf den Stationen des Aschaffenburger Klinikums unterwegs, begleitet von Burkard Vogt mit seiner Gitarre.

Doch nicht nur Erwachsene sind in Pius Gruppenleiter. Der jüngste ist Leonard Witzel (14), seit fünf Jahren Ministrant und erstmals für eine eigene Gruppe verantwortlich. Auch Vanessa (15) und Viktoria Kusy (17), Annika Kraus (16), Barbara Bert, Sascha Hauner (beide 17) und Marius Lasar (20) sind Gruppenleiter. Es ist Sonntag, der 5. Januar. Erstmals werden in St. Pius die Sternsinger bereits am Vortag im Gottesdienst ausgesendet. Dazu haben sich alle bereits ihr Kostüm übergezogen, nur die Theaterschminke für Melchior, den König mit der dunklen Haut, fehlt noch. Pfarrer Florian Judmann segnet die Kreide und die Aufkleber, die Sternsinger tragen vor der Gemeinde ihr Lied und ihren Segensspruch vor. Diakon Alois Kern lobt in seiner Predigt „Euren Mut, mit der Botschaft vom Licht Gottes auf die Straße zu gehen“.

Am nächsten Tag, dem eigentlichen Dreikönigsfest, geht es früh raus auf die Straßen. Klingeln, warten, bis aufgemacht wird, dann singen und die Spendendose hinhalten. In manchen Wohnblocks macht keiner auf. Doch die allermeisten Bewohner empfangen die jungen Besucher freundlich, haben neben Geld auch Süßigkeiten vorbereitet. Diese werden am Abend redlich geteilt, ein Teil davon wird gespendet.

Zum Mittagessen geht es in den Pfarrsaal. Friederike Walk, Susanne Becker und Carmen Carrante, allesamt Mütter, deren Kinder bei der Aktion mitmachen, helfen beim Kochen. Es gibt Nudeln, Rohkost, Nachtisch. Danach geht es wieder raus auf die Straße. Am Abend sind alle platt. Und am nächsten Tag fangen ja auch Schule und Arbeitsalltag wieder an. Aber die Sternsinger aus St. Pius und die vielen anderen aus den Pfarreien in der Region fühlen sich trotz aller Müdigkeit gut: denn sie haben sich eingesetzt für andere Kinder. Ministrant Christian Becker (15) bringt es auf den Punkt: „Es macht immer Spaß, wir sind gerne unterwegs.“  Cornelia Müller

Hintergrund: Aktion Dreikönigssingen 2020

Deutschlandweit waren rund um den 6. Januar, den Dreikönigstag, etwa 300.000 Kinder und Jugendliche als Könige Caspar, Melchior und Balthasar verkleidet unterwegs. Im Bistum Würzburg waren es etwa 8000 junge Menschen, die um Spenden gebeten und den Segensspruch „20C+M+B20" an die Haustüren geschrieben haben. Er steht für „Christus mansionem benedicat“, also „Christus segne dieses Haus“. Die Spenden, die bei der Aktion gesammelt wurden, fließen heuer unter anderem in den Libanon. Unter dem Motto „Segen bringen. Segen sein. Frieden im Libanon und weltweit“ unterstützt das Dreikönigssingen die Adyan-Stiftung, die auf Bildung und den interreligiösen Dialog an libanesischen Schulen und in den Flüchtlingslagern setzt. Außerdem wird an die Caritas im Libanon gespendet, die beispielsweise Hausaufgaben- und Freizeitprogramm für Kinder in Beirut organisiert. Darüber hinaus hilft die Aktion weiteren 1800 Partnerprojekten in mehr als 100 Ländern weltweit. Träger sind das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ mit Sitz in Aachen und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend. (comü)

Fotos: Sabine Lasar, Burkard Vogt, Cornelia Müller

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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