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„Ich freue mich sehr, dass ich bei Ihnen sein darf!“ Mit diesen Worten begrüßte Pfarrer Robert Sauer die Besucher in seinem ersten Sonntagsgottesdienst in der Pfarreiengemeinschaft Zum guten Hirten. Der 59-jährige Ordinariatsrat trat am 1. März die Nachfolge von Pfarrer Florian Judmann an, der aus gesundheitlichen Gründen als Pfarrvikar in den Kahlgrund wechselte. Er wurde eine Woche vorher mit Dank und den besten Wünschen von der Gemeinde verabschiedet.

„Man sagt ja: Alles neu macht der Mai – bei uns ist also jetzt schon Mai, unsere PG bekommt einen neuen Pfarrer“, freute sich Pfarrgemeinderatsvorsitzender Armin Rasch in seiner Ansprache in der St. Pius-Kirche. Es sei in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich, dass vakante Stellen im Bistum wiederbesetzt würden. Mit der Schaffung der Pastoralen Räume sei eine neue Zeit eingeläutet worden, der äußere Rahmen sei gesteckt, fuhr Rasch fort. Gemeinsam mit Pfarrer Sauer werde die PG nun versuchen, diese Räume zum Leben zu erwecken. Dazu sei es wichtig, dass alle an einem Strang zögen. „Es ist nicht zielführend, nur kritisch daneben zu stehen. Die Sache Jesu braucht Begeisterte“, appellierte der PGR-Vorsitzende von St. Pius. „Wir wollen Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen und wünschen Ihnen dazu viel Kraft, Gesundheit, Gottes Schutz und Segen.“

Lange anhaltender Applaus der Gottesdienstbesucher unterstrich Raschs Worte. Er hoffe, dass „unser gemeinsamer Weg lange andauere“, sagte Pfarrer Sauer und bat um den Segen Gottes, denn „ohne Segen geht nichts.“ Zudem freue er sich auf die Zusammenarbeit mit seinem neuen Seelsorgeteam. Dazu gehören der hauptberufliche Diakon Reinhold Deboy, die Gemeindereferentin Eva Meder-Thünemann sowie Diakon Alois Kern und die beiden Mitarbeiterinnen im Pfarrbüro, Wiltrud Markert und Ursula Raupach.

Nach der ersten Sonntagsmesse in St. Pius stellte sich Pfarrer Sauer beim anschließenden Gottesdienst auch den Gläubigen in der Herz-Jesu-Kirche vor, die ihn gemeinsam mit PGR-Vorsitzendem Alexander Kuhn ebenso herzlich begrüßten.

Pfarrer Robert Sauer wird die PG mit einer halben Stelle leiten und bleibt ebenfalls mit einer halben Stelle regionaler Priesterreferent. Cornelia Müller

 Pfarrer Robert Sauer wird in StPfarrer Sauer feiert ersten Sonntagsgottesdienst in St. Pius

 

 

 

 

 

 

 

Siehe auch: Text aus dem Main-Echo vom 28. Februar 2022

»Mit weitem Blick und weitem Herz«

Kirche: Robert Sauer wird zum 1. März Pfarradministrator in der Pfarreiengemeinschaft Zum guten Hirten

 Aschaffenburg -Treffen mit  Pfarrer  Robert  Sauer in  seiner Wohnung.  Sauer  wird  neuer  Pfarrer der  PG  Zum guten  Hirten  (Herz-Jesu/St. Pius)Fotograf: Björn FriedrichAschaffenburg. Robert Sau­er ist ein un­ge­wöhn­li­cher Pfar­rer. Über die Zu­be­rei­tung ei­nes Fi­lets vom Win­ter­ka­bel­jau mit Erb­sen­pü­ree und Blut­wurst kann man mit ihm eben­so lei­den­schaft­lich dis­ku­tie­ren wie über mo­der­ne Kunst oder über den ge­gen­wär­ti­gen Zu­stand der Kir­che. Der 59-Jäh­ri­ge ist so­zu­sa­gen ein Pries­ter der Sin­ne.

Kulinarik und Kunst sind ihm eine Herzensangelegenheit. Und auch seinen Beruf fasst er mitten in der schweren Krise der katholischen Kirche als eine Angelegenheit der Sinne und Sensibilität auf. »Das Allerwichtigste ist, wie man dem einzelnen Menschen begegnet«, sagt Sauer. Als Geistlicher müsse man die Anliegen der Menschen »heraushören«.

Er spricht von »Seelsorge für den Einzelnen mit weitem Blick und weitem Herz«. In diesem Bewusstsein nimmt der charismatische Pfarrer am 1. März seinen Dienst als Pfarradministrator in der Aschaffenburger Pfarreiengemeinschaft zum Guten Hirten auf.

In der Gemeinschaft sind die Pfarreien Herz-Jesu und St. Pius vereint. Ihr gehören laut Sauer rund 5000 Mitglieder an. Sauer besetzt dort eine halbe Stelle. Er bleibt mit halber Stelle Priesterreferent für die Dekanate Aschaffenburg und Miltenberg und unterstützt weiterhin die Klinikum-Seelsorge. Sein Engagement in der Pfarreiengemeinschaft Maria Frieden endet indes. Sauer hat dort in den Gemeinden St. Gertrud, St. Peter und Paul in Obernau sowie St. Matthäus in Gailbach ausgeholfen. Der gebürtige Glattbacher wird Nachfolger von Florian Judmann, der nach vier Jahren in Aschaffenburg nun als Pfarrvikar in den pastoralen Raum Kahlgrund wechselt.

Robert Sauer zieht nicht in das Pfarrhaus neben der Herz-Jesu-Kirche in der Saarstraße. Schon seit seinem Weggang aus Hösbach 2017 wohnt er als bis dato Pfarrer ohne feste Pfarrei am Breslauer Platz, wenige Meter von Herz-Jesu entfernt. Die Wohnung spiegelt das Wesen Sauers. Die offene Küche mit einer großen Tafel ist gewissermaßen das Zentrum der Bleibe. Eine Küche, die sichtbar genutzt wird. Da eine Auswahl von Ölen und Essigen, dort ein paar Bouteillen guten Weins.

Sauer ist bekennender Genießer. Er isst gern und er kocht gern. Die hiesige Restaurantszene ist ihm ebenso vertraut wie die in Frankfurt. Auch im Elsass und in Südtirol kennt Sauer sich aus. Das Kulinarische trifft sich mit Kunst. Es sind mehrheitlich Sauers Bilder, die die Wände schmücken. Teils großformatige abstrakte Arbeiten in expressivem Duktus, teils feingliedrige kleine Aquarelle. Die Motive sind religiös. Einige hat Sauer auch schon in Ausstellungen gezeigt.

Über allem ist die Wohnung des Geistlichen offen. Im Wesentlichen ist sie ein großer Wohnraum mit integrierter Küche. Und hell ist sie. Es zeigt sich: Sauer ist ein Mann der Kommunikation, des Miteinanders und der Offenheit. Nichts Knöchernes, Frömmlerisches oder Vergeistigtes ist ihm eigen. Mehr ist er einer »wie du und ich«, den man auch mal beim Bierchen an irgendeiner Aschaffenburger Theke treffen kann.

Das mag auch daran liegen, dass der in Aschaffenburg Geborene und in Glattbach Aufgewachsene ein eher Spätberufener ist. Er machte zunächst eine kaufmännische Ausbildung. Entdeckte dabei aber, dass es die Arbeit am Schreibtisch nicht für alle Zeiten sein könne. So machte er Fachabitur und begann danach Religionspädagogik und kirchliche Jugendarbeit zu studieren. Dann schwenkte er auf Theologie um.

Ein halbes Jahr verbrachte er in Jerusalem. Das habe seinen Blick geweitet. Das Miteinander der Religionen, Toleranz habe er in Israel erlebt. Das, was in der großen Politik nicht funktioniere, funktioniere dort aber im konkreten Alltag der Menschen.

Während des Studiums habe er dann geschaut und sich auf priesterliche Lebenswelten eingelassen. Bis ihm klar geworden sei, dass er die »Botschaft Jesu zu den Menschen tragen« wolle. So folgte die Priesterweihe 1993. Bevor er 2000 nach Hösbach kam, arbeitete er in Karlstadt, Marktheidenfeld und Mömbris. 17 Jahre blieb er dann in Hösbach. Erlebte dort die Gründung der Pfarreiengemeinschaft Maria an der Sonne und die Gesamtrenovierung der Pfarrkirche St. Michael.

Am 1. November 2017 wurde er Pfarrer für das Stadtdekanat Aschaffenburg. Half dort, wo es an Priestern fehlte. Im vergangenen Jahr wurde er zusätzlich Priesterreferent und Ordinariatsrat. Er freue sich nun auf die neue Aufgabe, sagt Sauer. Auf den direkten Kontakt mit Gemeindemitgliedern und Mitarbeitern. Für den Start in Aschaffenburg, erzählt Sauer, habe er sich auch das Jahresmotto zu eigen gemacht, das der Bischof ausgegeben habe: »Herr, schenk' uns ein hörendes Herz.«

Autor: Jürgen Overhoff   

Foto: Björn Friedrich            Mit freundlicher Genehmigung des Medienhauses Main-Echo

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